Home Renovieren & Heimwerken Kabel angebohrt: Schnell passiert, jedoch fix repariert

Kabel angebohrt: Schnell passiert, jedoch fix repariert

von Marc Hettenberger
kabel angebohrt

Dass ein Kabel bei Arbeiten mit der Bohrmaschine unglücklich getroffen und beschädigt wird, kommt sogar auch dort, wo Profis am Werk sind, recht häufig vor. Es mag zwar überraschend wirken, denn immerhin gibt es ja Leitungssuchgeräte, aber tatsächlich kann auch dieses sinnvolle Hilfsmittel nicht jedes Missgeschick verhindern. Das liegt ganz einfach daran, dass ein Leitungssuchgerät nur zweidimensional funktioniert, also z. B. nicht anzeigt, in welchem Abstand zur Wandoberfläche eine gefundene Leitung genau verläuft.

Das bedeutet, unter Umständen werden auch Kabel, die auf der rückwärtigen Seite der aktuell angebohrten Wand liegen, noch mit angezeigt, was eigentlich ignoriert werden dürfte. So entstehen Fälle, in denen derjenige, der die Leitung versehentlich doch angebohrt hat, sich im guten Glauben befand, er könne gefahrlos bohren, auch wenn das Prüfgerät etwas anderes vorgab. Eine weitere häufige Ursache für angebohrte Leitungen ist der Umstand, dass Kabel tatsächlich nicht immer genau dort verlegt sind, wo sie laut Planungszeichnungen eigentlich sein müssten.

Kabel angebohrt: Sicherungen raus und Elektriker rufen

Unabhängig davon, ob ein Profi oder ein Heimwerker ein Kabel angebohrt hat, ist nur ein zugelassener Elektriker befugt, den Schaden zu beheben. Zuerst müssen alle Stromkreise, die eventuell betroffen sein könnten, vom Leitungsnetz getrennt werden. Das heißt, alle Sicherungen müssen abgeschaltet werden, bis der Elektriker eingetroffen ist. Keineswegs darf man versuchen, den Schaden selbst zu beheben, auch nicht nur provisorisch. Durch einen unsachgemäßen Reparaturversuch kann man nicht nur weitere Schäden an der elektrischen Anlage verursachen. Schlimmstenfalls könnte man damit einen Brand hervorrufen und sich strafbar machen.

Dieses Risiko ist mit den zu erwartenden Reparaturkosten niemals zu rechtfertigen. Oft übernimmt ohnehin eine Versicherung die Kosten der Schadensbeseitigung.

Ortung der Schadstelle

Dass eine Leitung angebohrt wurde, kann sich auf unterschiedliche Weise zeigen. Wurde beim Bohren sofort eine Sicherung ausgelöst, ist der Fall klar. Dazu weiß man dann auch direkt, wo genau die beschädigte Stelle ist. Das gilt auch dann, wenn nur ein einziges Loch gebohrt wurde. In anderen Fällen zeigen sich erst nach Abschluss sämtlicher Bohrarbeiten Probleme wie flackerndes Licht oder partielle Stromausfälle, so dass die angebohrte Stelle noch gesucht werden muss, bevor man an die Reparatur gehen kann. Das simpelste Praxisbeispiel ist die Montage einer kompletten Einbauküche. Vorher werden alle Sicherungen ausgeschaltet, weil dabei ja auch Elektrogeräte angeschlossen werden, und nach Fertigstellung der Arbeiten zeigt sich bei der Inbetriebnahme, dass es Probleme mit der Stromversorgung gibt.

In solch einem Fall lässt sich aufgrund der Vielzahl der durchgeführten Bohrungen nicht einmal auf Anhieb sagen, ob es nur eine oder sogar mehrere Beschädigungen gibt und wo genau sie sich befinden. Ein Elektriker wird nun ausgehend von der Hauptverteilung die einzelnen Leitungen und Stromkreise mit einem Messgerät überprüfen, um die Beschädigung zu orten. Hat man die fragliche Leitung so gefunden, kann die Reparatur auf verschiedene Arten durchgeführt werden.

Kabel angebohrt: Reparatur einzelner Beschädigungen

Handelt es sich um eine sicher festgestellte Schadstelle, kann das Kabel an dieser Stelle repariert werden. Dazu wird zuerst die Wand geöffnet. Es ist hierbei unerheblich, ob es sich um Mauerwerk oder eine Gipskartonwand handelt. Das Bohrloch, das den Schaden verursacht hat, ist in jedem Fall zu klein, um darüber die Reparatur vorzunehmen. Der Arbeitsbereich muss erst vergrößert werden, bis die schadhafte Stelle der Leitung und rundherum genug Platz zum Arbeiten freigelegt sind. Wenn dies geschehen ist, kann die Leitung meist schnell repariert werden, indem das angebohrte Stück entfernt wird. Dann wird ein neues Stück Leitung eingesetzt und die Anschlussstellen werden mit einer Schrumpfmuffe verschlossen.

Dazu wird ein Schlauch aus speziellem, hitzeempfindlichen Material auf die Übergänge gesetzt und dann erhitzt. Dabei zieht sich der Schrumpfschlauch dann so zusammen, dass er die Leitungsteile dicht verschließt. Die Reparatur der Leitung ist beendet, nachdem der Elektriker sie erneut einer Prüfung unterzogen hat.

Nun können die Malerarbeiten beginnen, indem die Wand wieder verschlossen wird. Entweder wird das Loch in mehreren Schichten zugespachtelt oder in eine Wand aus Gipskartonplatten wird ein neues Stück eingesetzt und die Kanten werden miteinander verspachtelt. Ist der Putz bzw. die Spachtelmasse getrocknet, kann die Oberfläche der Wand wieder hergestellt werden. Tapeten können – soweit sie noch vorrätig sind – eventuell stückweise neu eingesetzt werden, ein Anstrich erfolgt meist in einem größeren Bereich, damit keine Farbunterschiede zurück bleiben. Die Malerarbeiten kann ein geübter Heimwerker auch selbst ausführen.

stromleitung erneuern

Natakorn Ruangrit/shutterstock.com

Reparatur größerer Schäden

Je nach den Gegebenheiten der Baustelle kann es auch vorkommen, dass eine Beschädigung nicht zweifelsfrei einem einzigen Bohrloch zugeordnet werden kann. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Suche nach der schadhaften Stelle technisch oder wirtschaftlich zu aufwendig wäre. Um bei dem Beispiel der Einbauküche zu bleiben, wäre es vorstellbar, dass die gesamte Küche wieder abgebaut werden müsste, um alle Bohrlöcher zu untersuchen und dann ggf. mehrere Beschädigungen zu beseitigen. In solchen Fällen kann es sinnvoller sein, eine oder auch mehrere Leitungen neu zu verlegen und die defekten endgültig vom Leitungsnetz zu trennen. Sie bleiben dann einfach in der Wand. Ein kompetenter Elektriker wird auf die Möglichkeiten und ggf. ihre Alternativen hinweisen.

Es ist auch möglich, dass sich bei der Untersuchung der Leitungen im Rahmen der Schadensortung schon herausstellt, dass die Leitungen ohnehin erneuerungsbedürftig sind, sodass eine Reparatur aus technischen Gründen nicht mehr in Frage kommt. Auch hierzu wird ein Fachhandwerker den Kunden sorgfältig beraten. Hat man sich für die Verlegung einer neuen Leitung unter Putz entschieden, wird der beauftragte Elektriker entlang der festgelegten Leitungswege die Wand aufstemmen, neue Kabel verlegen und diese an die zuvor freigestemmten Verteiler- oder Steckdosen anschließen. Danach muss die Wand genau wie bei der Reparatur durch Malerarbeiten wieder hergestellt werden, bevor die Oberteile von Verteiler- oder Steckdosen erneut montiert werden.

Neue Leitung verlegen aufgrund eines angebohrten Kabels

Das Verlegen einer komplett neuen Leitung muss aber nicht zwangsläufig unter Putz erfolgen. Weit weniger aufwendig ist die Installation auf Putz, die sich gerade dann anbietet, wenn eine Wand bereits mit Verkleidungen oder Einbauten ausgestattet ist. Eventuell finden sich dann verschiedene Möglichkeiten, Kabelkanäle und auch Steckdosen unauffällig über oder unter Schränken o. Ä. zu verlegen, sodass sie optisch fast völlig verschwinden. Die denkbaren Varianten sind so vielfältig, dass die Beratung durch einen Profi vor Ort dringend zu empfehlen ist. Für die Neuinstallation auf Putz werden zunächst die vorgesehen Anschlussstellen zu den unter Putz verlegten Leitungen freigelegt.

Dann werden die Kabelkanäle wie vorgesehen auf die Wand geschraubt, bevor die Kabel darin verlegt werden. Nachdem diese an das vorhandene Leitungsnetz bzw. ebenfalls neu montierte Steckdosen angeschlossen werden, können eventuell noch vorhandene Öffnungen in der Wand verschlossen und die Deckel auf die Kabelkanäle gesetzt werden. Hier ist die Reparatur nach Überprüfung mit dem Messgerät und Funktionsprobe fertig gestellt, da weitere Malerarbeiten nicht anfallen.

Bildquelle Titelbild:

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