Home Renovieren & Heimwerken Morsches Holz ausbessern: Möglichst reparieren statt wegwerfen

Morsches Holz ausbessern: Möglichst reparieren statt wegwerfen

von Marc Hettenberger

Wenn es um die Ausbesserung von morschem Holz geht, ist es zunächst wichtig, mehrere grundlegende Fragen zu klären. Handelt es sich um ein kleineres Teil wie ein Möbelstück, oder um größere Teile wie Balken oder Bretter? Wenn es um größere Teile geht: Handelt es sich um tragende oder nicht-tragende Teile? So oder so stellt sich in jedem Einzelfall die Frage: Ist eine Reparatur überhaupt möglich, oder ist ein Austausch des betroffenen Teils notwendig? Handelt es sich um einen kurzfristig aufgetretenen, oder um einen permanenten Befall?

Es muss also klar sein: Zuerst gilt es, die Ursachen des Befalls zu finden und zu beseitigen. Dann erst stellt sich die Frage, wie das morsche Holz behandelt werden kann oder soll. In einem dieser Fälle trifft sich eine Entscheidung mehr oder weniger von selbst: Wenn es um morsches Holz im Außenbereich geht, ist eine Reparatur, egal mit welcher Methode, im allgemeinen ausgeschlossen. Aufgrund der Tatsache, dass das Holz von jeher und auch weiterhin Witterungseinflüssen, also vor allem Nässe, ausgesetzt ist, macht eine Reparatur keinen Sinn und wäre pure Zeit- und Geldverschwendung. Hier gibt es mit wenigen Ausnahmen nur eines: Entfernen des morschen Teils und Ersetzen durch ein gesundes.

Zu beachten ist dabei, dass die Tragfähigkeit an Bruch- / Ersatzstellen deutlich eingeschränkt ist. Es könnte sich immerhin um einen oder mehrere Balken eines Gewächshauses handeln, um nur ein Beispiel zu nennen.

Morsches Holz ausbessern: Bloß nicht alles, was morsch ist, herausreißen!

In allen anderen Fällen dagegen ist es immer eine Überlegung wert, ob ersetzt werden muss oder eben doch repariert werden kann. Ein kompletter Ersatz eines morschen Holzteils kann schnell teurer werden als eine Reparatur und manchmal sogar komplizierter. Viele Menschen neigen dazu, morsche Holzstücke aus ihrer Umgebung herauszureißen, die offene Stelle gleich noch weiter auszuhöhlen und auszufeilen oder abzuraspeln, damit nur ja kein morsches Stückchen zurückbleibt. Diese Vorgehensweise ist aber, so ungewöhnlich es auch klingen mag, nicht sinnvoll.

  • Sie ist nicht sinnvoll, wenn es sich bei dem befallenen Holzstück um ein tragendes Teil, also einen massiven Balken, handelt. Dort nützt ein partielles Entfernen eines morschen Teilstücks überhaupt nichts. Da muss das komplette Teil entfernt werden (wobei vermutlich an beiden Enden unterstützende Träger zu Hilfe genommen werden müssen), um durch ein neues ersetzt zu werden. Auch hier gilt es, zu beachten, dass Hölzer aufgrund von Bruchstellen wie diesen eine erheblich geringere Tragkraft als vorher aufweisen.
  • An dieser Stelle ist ein Hinweis unumgänglich: Wenn es sich bei morschem Holz um tragende Teile wie Balken, etwa in einem Dachstuhl, handelt, muss unbedingt ein Statiker zur Begutachtung hinzugezogen werden. Andernfalls riskiert der Eigentümer Bruch- und sogar Einsturzgefahr, was ihn nicht nur seine Immobilie an sich, sondern sogar strafrechtliche Folgen kosten kann, zumal er im schlimmsten Fall das Leben der Bewohner des Hauses in Gefahr bringt.
  • Sie ist aber auch nicht sinnvoll, wenn es sich um kleinere, wenig Belastungen ausgesetzte Stücke handelt, also beispielsweise um ein Möbel. Woher, beispielsweise, ein gleichartiges Holz nehmen, so dass der Unterschied später optisch nicht allzu sehr ins Auge fällt? Und warum ein solcher Aufwand, wo es doch, wie im Folgenden gezeigt werden soll, viel einfacher geht?

Bleiben wir bei den Fällen, in denen sich eine Reparatur lohnt, und das sind bei weitem die meisten, außer im expliziten Baubereich, umfangreiche Sanierungen und Restaurierungen eingeschlossen.

Drei Wege und drei Hilfsmittel führen zum Ziel

Für die Ausbesserung morscher Holzteile gibt es im Wesentlichen drei Hilfsmittel und Methoden:

  • Leinöl und Fensterkitt
  • speziellen Holzkitt oder Holzspachtelmasse
  • Epoxidharz, manchmal kurz Epoxi oder Epoxid genannt

Für Reparaturen dieser Art, egal, ob mit dem einen oder mit einem anderen Mittel, gilt grundsätzlich immer eines: Das betroffene Teil muss absolut (!) trocken sein, bevor es behandelt wird. Andernfalls erweisen sich alle Bemühungen innerhalb kürzester Zeit als vergebens, weil das Holz die zur Reparatur verwendeten Stoffe abstoßen wird. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, ein Trocknungsgebläse einzusezten, wie es von qualifizierten Handwerksbetrieben oder in einem Baumarkt ausgeliehen werden kann. Auch hier rechtfertigt der Aufwand das Ergebnis.

Morsches Holz ausbessern: Zuerst sorgfältig begutachten

Der eigentliche Reparatur-Vorgang, wenn sich der Besitzer des betroffenen Teiles dazu entschlossen hat, ist, wie an den bisherigen Schilderungen unschwer zu erkennen ist, das kleinste Problem. Im Gegenteil: Die Reparatur kann sich zwar zeitlich hinziehen, ist dann aber in der Regel nicht übermäßig schwierig. Kleinere Schäden, etwa an morschen Türen oder Fenstern, an Schränken, Tischen oder Truhen, lassen sich leicht mit Kitt oder Spachtelmasse ausgleichen, ohne dass am Holz selbst aufwändig herumgebastelt werden muss. Allenfalls gilt es tatsächlich, störende Fasern zu entfernen, aber in möglichst geringem Umfang. Sind der Kitt oder die Spachtelmasse ausgehärtet, wird mit nach und nach feinerer Körnung abgeschliffen und anschließend geölt, gewachs, lasiert oder gestrichen, je nach Zustand des gesamten Werkstücks.

Größere Schäden, selbst an Balken, lassen sich oft hervorragend ’stabilisieren‘, indem sie mit Epoxidharz gewissermaßen gefüllt werden. Epoxidharz besteht aus zwei Komponenten, dem eigentlichen Harz und dem Härter. Beide werden vor Ort mit einander gemischt. Dann werden die befallenen Holzteile damit gestrichen, wobei rasch auffällt, wie das morsche Holz das aufgebrachte Harz aufsaugt. Auch bei Kleinteilen wie Möbeln kann diese Methode angewendet werden, sogar noch einfacher als im Baubereich. Dort stellt sich je nach Situation (schräg stehende Balken) das Problem des Heruntertropfens.

Im schlimmsten Fall muss das zu behandelnde Teil ausgebaut und nach der Behandlung wieder eingebaut werden – ein nicht unerheblicher Aufwand, der aber dennoch lohnenswert sein kann. Es ist immer eine Einzelfall-Entscheidung, eine Sache der Abwägung.

Jeder Fall muss einzeln für sich beurteilt werden

Morsches Holz ausbessern oder ersetzen? Es ist stets eine Grundsatzentscheidung. Vor dem Ersetzen sollte, wenn machbar, immer die Behandlung stehen, weil sie den Originalzustand so gut wie möglich erhält. Dass Epoxidharze zum Ausbleichen neigen, kann kein ernsthafter Hinderungsgrund sein, wenn alle anderen Umstände in Betracht gezogen werden, einschließlich der Tatsache, dass Pinsel und Lasur oder Farbe ihr Übriges tun können. Falls Kitt und Spachtelmasse zum Einsatz kommen, ist es sogar möglich, unschöne Stellen später noch einmal zu entfernen und erneut in Angriff zu nehmen. Dies sollte aber die Ausnahme sein, um das gesamte Werkstück zu schonen.

Bildquelle Titelbild:

  • fotolia.com – Max Diesel

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