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Tarifrunde Bau 2018: Wie änderte sich der Lohn im Baugewerbe?

von Marc Hettenberger
tarifrunde im baugewerbe

Die Bauwirtschaft profitierte jahrelang von der guten deutschen Konjunktur und niedrigen Zinsen, was den Wohnungsbau besonders attraktiv machte. Während viele Bauunternehmen Rekordumsätze verbuchten, leidet die Branche zunehmend unter Fachkräftemangel. Dementsprechend besteht die Hauptaufgabe dieser Industriegewerkschaft darin, den Bauberuf attraktiv zu halten und den Beschäftigten durch deutliche Lohnerhöhungen eine angemessene Teilhabe am Boom in der Branche zu ermöglichen.

Bau 2018: Tarifrunde für besseres Lohnverhältnis im Baugewerbe

Vor diesem Hintergrund hat die Bundestarifkommission IG BAU am 25. November 2017 in Frankfurt am Main ihr Anforderungspaket für die Tarifrunde 2018 im Baugewerbe beschlossen. Für mehr als 700.000 Beschäftigte im Bauwesen wurden folgende Einzelanforderungen festgelegt (IG BAU 2017):

  • Einkommenssteigerung um 6,0 Prozent für einen Zeitraum von 12 Monaten;
  • Einführung eines vollen 13. Monatsgehalts für die gesamte Branche;
  • Reisezeit als Arbeitszeit bezahlen, damit mobile Arbeitnehmer nicht länger benachteiligt werden;
  • Attraktivere Gestaltung der Ausbildung im Baugewerbe durch Übernahme sämtlicher Ausbildungskosten (z. B. Fahrt zur Berufsschule) durch die Betriebe;
  • Weitere Umsetzung der bereits vereinbarten Ost-West-Lohnharmonisierung bis 2022.

Nachdem bereits im Herbst 2017 nach gesonderten Verhandlungen eine deutliche Anhebung des tariflichen Mindestlohns im Bauwesen vereinbart worden war, ging es nun darum, die Arbeitsbedingungen und Löhne für alle Bauarbeiter zu verbessern.

tariflohn verhandlung

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Verhandlungen um neuen Tariflohn

Die bundesweiten Verhandlungen zwischen der IG BAU und zwei Arbeitgeberverbänden der Bauwirtschaft, dem Zentralverband der Deutschen Bauindustrie (ZDB) und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB), begannen im Februar 2018 und dauerten 3 erfolglose Runden. Die Verhandlungen und ein Schiedsverfahren dauerten insgesamt vier Monate. Die erste Verhandlungsrunde im Februar wurde dadurch erschwert, dass die ZDB nicht von allen Landesverbänden ein vollständiges Verhandlungsmandat erhielt.

In einer zweiten Verhandlungsrunde Ende Februar/Anfang März legten die Arbeitgeber dann ein erstes Angebot vor, das Lohnerhöhungen von 1,65 Prozent über 12 Monate vorsah, plus weitere 1,35 Prozent für Arbeiter in Ostdeutschland. Vorschläge für andere Anforderungen der IG BAU lagen jedoch nicht vor. Angesichts der guten Baukonjunktur und der bereits vereinbarten deutlich höheren Lohnerhöhungen in anderen Branchen wie der Metallurgie und der Elektroindustrie lehnte die IG BAU diesen Vorschlag als völlig unzureichend ab.

Schiedsverfahren im Mai 2018

Nach einer dritten Gesprächsrunde Mitte April erklärte die IG BAU schließlich, die Gespräche seien nicht erfolgreich gewesen, forderte aber gleichzeitig eine Schlichtung. Nach der Schiedsvereinbarung im Bereich des Hauptbaus ist in diesem Fall eine Schiedsgerichtsbarkeit zwingend vorgeschrieben. Die Schlichtungsstelle bestand aus einem unparteiischen, aber stimmberechtigten Vorsitzenden und vier Beisitzern der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber. Als unabhängiger Schiedsrichter wurde der ehemalige Arbeits- und Wirtschaftsminister Wolfgang Klement bestellt.

Nachdem das Schiedsverfahren am 7. Mai offiziell begonnen hatte, hatten die Tarifvertragsparteien nach geltender Schiedsordnung maximal 14 Tage Zeit, um vor Ablauf der Vergleichspflicht eine Einigung zu erzielen. Während des Schiedsverfahrens organisierte die IG BAU jedoch eine große Solidaritätskundgebung mit über 1.500 Bauarbeitern, um ihre Forderungen zu unterstreichen und ihre Bereitschaft zu weiteren Streiks zu zeigen.

bauarbeiter handshake

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Ergebnisse der Tarifrunde Bau 2018 im Detail

Den Schiedsspruch vom 12. Mai für die Tarifrunde 2018 haben die Tarifvertragsparteien – die BAU, der Deutsche Zentralverband der Bauwirtschaft und der Gesamtverband der Deutschen Bauwirtschaft – angenommen. Neue Tarifverträge wurden für die Dauer von 26 Monaten rückwirkend vom 1. März 2018 bis zum 30. April 2020 abgeschlossen. Zusätzliche Festbeträge wurden in Zwischenstufen und im Ost-Tarif gezahlt. Besonders hervorzuheben sind folgende Änderungen:

In den Tarifzonen West und Berlin

  • Die Löhne der Handwerker (Lohngruppen 2a bis 6) und Löhne der Angestellten stiegen ab dem 1. Mai 2018 um 5,7 %. Im November 2018 wurden Festbeträge in Höhe von 250 Euro, im Juni 2019 600 Euro und im November 2019 250 Euro ausgezahlt.
  • Erhöht wurden die Beträge für das 1., 2. und 3. Ausbildungsjahr ab dem 1. Mai 2018 in der Tarifzone „West“ um 65 Euro, in Berlin um 62 Euro, während das 4. Studienjahr unverändert blieb.

Im Tarifgebiet Ost

  • Die Löhne der Handwerker (Gruppen 2 bis 6) und Angestellten stiegen ab dem 1. Mai 2018 um 6,6 % und ab dem 1. Juni 2019 um weitere 0,8 %, danach erreichten sie ab dem 1. Juni 2019 im Osten das Niveau von 94,5 % des Westenniveaus;
  • Im November 2019 wurde ein Festbetrag von 250 Euro gezahlt,
  • Die Zuschläge für das 1., 2. und 3. Ausbildungsjahr haben sich ab dem 1. Mai 2018 um jeweils 60 Euro erhöht.

Die Änderungen wirkten sich nicht auf die Vergütung gewerblicher Angestellter aus:

  • in Tarifgruppe 1 (Arbeitnehmer) in der Tarifzone Ost, sowie
  • in den Lohngruppen 1 und 2 (Fachkräfte) in den Tarifzonen West und Berlin.

Dazu gilt der Mindestlohn im Baugewerbe nach dem Entsendegesetz ab dem 1. Januar 2018 in Ost, West und Berlin für LG 1 = 11,75 €/h und im Westen für LG 2 = 14,95 €/h und in Berlin für LG 2 = 14,80 EUR/Stunde. Arbeitnehmer, die nach dem Mindestlohn bezahlt werden, waren auf die Festbeträge nicht anspruchsberechtigt

  • Das 13. Monatsgehalt wurde in den Tarif-Bereichen, die bereits seit 2005 dem Tarifvertrag über ein 13. Monatseinkommen unterfallen, 2022 um 30 Gesamttarifstundenlohn (GTL), 2021 um 20 GTL und in 2020 um 10 erhöht. In den übrigen Tarif-Gebieten wurde ein 13. Monatsgehalt in unterschiedlicher Höhe eingeführt: 2022 54 GTL, 2021 36 GTL und 2020 18 GTL. Hier konnte das 13. Monatsgehalt 2021 auf max. 390 Euro abgesenkt werden und im Jahr 2022 auf max. 500 Euro.
  • Es wurde ein Expertengremium eingesetzt, das die Aktualisierung des BRTV (Bundesrahmenvertrag) diskutiert, um festzustellen, ob Änderungen erforderlich sind.
bau 2018

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Mehr Geld für Bauarbeiter und absolute Obergrenze für Unternehmen

Rückwirkend zum 1. Mai 2018 gibt es deutlich mehr Geld für Beschäftigte im Bauhauptgewerbe. Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter stimmten dem Schiedsspruch zu. Es war ein harter Kampf, 2018 gab es einen neuen Tarifvertrag in der Baubranche. Nachdem die IG BAU dem Schiedsspruch zugestimmt hatte, stimmten auch zwei Arbeitgeberverbände, der Zentralverband der Deutschen Bauindustrie und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, zu.

Sie hatten es nicht leicht, betonte Arbeitgeber-Verhandler Frank Dupré. „Viele Bauunternehmen kommen mit 5,7 Plus plus Einmalzahlungen nur schwer zurecht, weil die Baubranche regional und branchenweit sehr unterschiedlich ist.“ „Mit 5,7 Prozent wurde die absolute obige Grenze dessen erreicht, was sich viele Unternehmen leisten können“, sagte Uwe Note auf Arbeitgeberseite nach langwierigen Verhandlungen. Andererseits bietet die Laufzeit von 26 Monaten den Betrieben eine Sicherheitsplanung, was wiederum den Arbeitgebern die Zustimmung erleichtert hat.

Tariflohn im Baugewerbe 2018: Das Fazit

„Wir wussten“, sagte er, „dass die Arbeitnehmer große Hoffnungen in diese Tarifrunde gesetzt haben, was wir mit Pauschalabfindungen, einer guten prozentualen Lohnerhöhung und einem 13. Monatsgehalt begründet haben.“ Gleichzeitig haben die Arbeitgeber einen großen Schritt in Richtung Annäherung zwischen Ost- und Westlöhnen getan, sowohl was die Gehaltstabelle als auch die Einführung des 13. Monatsgehalts betrifft.


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