Home Garten & Außenanlagen Gliederkaktus (Schlumbergera): Richtig pflegen und pflanzen

Gliederkaktus (Schlumbergera): Richtig pflegen und pflanzen

von Marc Hettenberger
Gliederkaktus

Viele Menschen kennen ihn überhaupt nur unter der Bezeichnung „Weihnachtskaktus“. Die Schlumbergera, so ihr botanischer Name, erfreut uns nämlich jedes Jahr just um die Advents- oder Weihnachtszeit mit ihrer Blütenpracht. Wie seine populären Bezeichnungen schon vermuten lassen, zählt der Gliederkaktus zur Pflanzenfamilie der Kakteengewächse (Cactaceae) innerhalb der Ordnung der Nelkenartigen.

Seinen klangvollen botanischen Namen, der viele wohl spontan an Champagner denken lässt, verdankt er wie so manch andere Pflanzen auch seinem Entdecker: Der französische Kakteenzüchter und passionierte Sammler dieser stacheligen Exoten, Frédéric Schlumberger, brachte den Weihnachtskaktus im 19. Jahrhundert mit nach Europa. Seine ursprüngliche Heimat befindet sich in den Küstenwäldern Brasiliens. Mittlerweile zählt der Gliederkaktus zu einer der beliebtesten Zimmerpflanzen überhaupt. Sein Erfolgsrezept: Pflegeleichte Ansprüche, immergrünes Blattwerk und ein märchenhafter Blütenzauber, auf den man gerne das ganze Jahr über zu warten bereit ist.

Wie sieht ein Gliederkaktus aus?

Seine flachen, fleischig wirkenden Triebe reihen sich wie Glieder einer Kette aneinander. So kam der Gliederkaktus zu seinem Namen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kakteengewächsen bildet er jedoch keine Stacheln aus, sondern lediglich feine Borsten am Blattrand. Am idealen Standort und bei guter Pflege können die Triebe des Weihnachtskaktus eine Länge von bis zu 40 Zentimetern erreichen. Sie wachsen hängend nach unten, was diese Zimmerpflanze besonders für Blumenampeln prädestiniert oder als dekoratives Schmuckelement für hohe Bodenvasen. Das unbestrittene Highlight sind die Blüten, die die Schlumbergera jährlich um die Weihnachtszeit ausbildet.

Schlumbergera

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Sie sitzen an den Triebspitzen und leuchten in Pink, Rosa, Rot, Weiß oder sogar mehrfarbig. Mit einer Länge von bis zu 10 Zentimetern sind sie im Kontrast zu den immergrünen Trieben eine echte Augenweide. Leider ist diese im wahrsten Sinne des Wortes nur ein kurzes Vergnügen: Länger als eine Woche währt die Freude an ihnen nämlich nicht. Allerdings kann eine Pflanze ihre Besitzer*innen mit mehreren Blütephasen hintereinander überraschen. Nach einer sechswöchigen Ruhephase kann so mancher Weihnachtskaktus bereits die nächste Runde an Blütenwundern zum Besten geben.

Was haben Kakteen und Immobilien gemeinsam? Die Lage entscheidet!

Der ideale Standort für einen Gliederkaktus ist hell und sonnig. Direkte Mittagssonne jedoch mögen diese Pflanzen nicht. In ihrer Wildform wachsen sie als sogenannte Aufsitzerpflanzen auf Bäumen in dichten Wäldern, wo ebenfalls nur gemäßigte Lichtverhältnisse herrschen. In der Wohnung eignet sich ein Standort, der nicht zu warm sein sollte. Für den Knospenansatz ist vor allem die Zeit ab dem 21. September ausschlaggebend. Um die idealen Klimabedingungen für eine üppige Blütenpracht zu imitieren, sollte die Temperatur zwischen 23 Grad und plus 10 Grad Celsius betragen. Ein kühl temperiertes Schlafzimmer oder ein Hausflur mit ausreichend Tageslicht wären daher die perfekten Standorte für den Gliederkaktus.

Abends sollte er keiner künstlichen Beleuchtung ausgesetzt sein, um die kürzeren Tage des Herbstes perfekt zu imitieren. Besonders wichtig: Ab dem Moment, wo die Pflanze Knospen auszubilden beginnt, darf sie nicht mehr gedreht oder woanders platziert werden. Eine Änderung der Lichtverhältnisse würde das Abwerfen der Knospen nach sich ziehen. Ab Ende August beginnt für den Weihnachtskaktus die Ruhephase. Das Bewässern sollte dann auf ein Minimum reduziert werden. Auch das Düngen wäre ab diesem Zeitpunkt kontraproduktiv.

Kann der Weihnachtskaktus im Sommer ins Freie?

Wer seinem Gliederkaktus im Sommer Gutes tun möchte, bietet ihm einen halbschattigen Standort im Freien an. Diese Sommerfrische genießt die Pflanze sehr. Ein Regenguss dann und wann darf in diesem Wellness-Programm natürlich ebenfalls nicht fehlen.

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Welche Pflege benötigt der Gliederkaktus?

Gemäß seiner Zugehörigkeit zu den Kakteengewächsen reicht sparsames Gießen völlig aus. Allerdings verträgt der Weihnachtskaktus absolut kein kalkhaltiges Wasser. Regenwasser oder sehr gut abgestandenes Leitungswasser sind hier zu bevorzugen. Die oberste Erdschicht sollte zwischen den Wassergaben immer ganz abtrocknen dürfen. Der Wurzelballen hingegen sollte nach jedem Gießen gänzlich durchfeuchtet sein. Bildet der Gliederkaktus welke Blätter aus, ist dies ein Hinweis auf zu feuchtes Erdreich. Eine besondere Wohltat für den Weihnachtskaktus ist eine regelmäßige sanfte Dusche mit Regenwasser. Besprühen mit kalkarmem Wasser reicht allerdings auch.

Während ihrer Blütezeit im Advent freut sich die Schlumbergera über ein wenig nahrhafte Unterstützung. Etwas Flüssigdünger für Kakteen sollte ihr daher alle zwei bis drei Wochen spendiert werden.

In welchem Substrat fühlt sich der Gliederkaktus am wohlsten?

Wer von Anfang an alles richtig machen möchte mit seinem Weihnachtskaktus, topft ihn unmittelbar nach dem Kauf in ein ausreichend großes Gefäß mit hochwertiger Blumen- oder Kakteenerde um. Das Gießwasser muss zuverlässig ablaufen können, damit keine Staunässe entsteht. Kaum eine Pflanze kommt mit nassen Füßen wirklich gut klar.

Muss die Schlumbergera umgetopft werden?

Wenn Gärtnerin oder Gärtner alles richtig machen, wächst auch der Gliederkaktus gerne über sich hinaus. Spätestens, wenn der Wurzelballen das komplette Pflanzgefäß ausfüllt, wird es Zeit für ein größeres Zuhause. Der beste Zeitpunkt für das Umtopfen ist noch im Winter, unmittelbar nach der Blütezeit. Wenn die Pflanze sich allzu wohlfühlt an ihrem Standort, können die Glieder auch einfach zurückgeschnitten werden. Der Weihnachtskaktus verzeiht seinen Besitzer*innen solche Interventionen ohne weiteres.

Mit welchen Fressfeinden, Krankheiten oder Schädlingen muss man rechnen?

Die einzigen Schädlinge, die den Weihnachtskaktus zum Fressen gernhaben, sind Schmier- oder Wollläuse. Diese garstigen Gesellen erkennt man jedoch mit freiem Auge schon recht frühzeitig an den wolligen weißen Bällchen, die sie ausbilden. Die betroffene Pflanze muss dann sofort in Quarantäne, um ein Ausbreiten der unliebsamen Hausgäste auf andere Zimmerpflanzen zu vermeiden. Im Kampf gegen die Wollläuse hat sich ein Hausmittel ganz besonders bewährt. Eine Mischung aus 15 Millilitern Spiritus, 15 Millilitern Kernseife und einem Liter Wasser wird angerührt und auf die betroffene Pflanze gesprüht. Nach zwei bis drei Tagen sollte man diese Anti-Laus-Kur wiederholen.

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Nach drei bis vier solcher Intervalle sollten die tierischen Schädlinge Geschichte sein. Ansonsten können eigentlich nur Pflegefehler oder der falsche Standort dazu führen, dass keine Blüten ausgebildet werden oder welke Blätter entstehen. Der Feind Nummer 1 ist sicher – wie bei den meisten Topf- oder Kübelpflanzen übrigens auch – die Staunässe. Sie lässt den Wurzelballen faulen, was selbst für die robustesten Pflanzen das Ende bedeutet.

Kann man den Weihnachtskaktus vermehren?

Wer gar nicht genug von seiner Schlumbergera bekommen kann, oder grundsätzlich gerne teilt, kann die Pflanze sehr einfach vermehren. Es reicht, einen Trieb an einem der Blätterglieder durch eine vorsichtige Drehbewegung abzutrennen. Den so gewonnenen Blattsteckling gibt man dann einfach in gut angefeuchtete Anzuchterde und wartet ab. Die Erfolgsquote für diese Art von Vermehrung ist beim Gliederkaktus erfreulich hoch. Nach circa vier Wochen bilden die Stecklinge erste eigene Wurzeln aus.

Ist der Gliederkaktus als Anfänger-Pflanze geeignet?

Es gibt sicher anspruchsvollere Zimmerpflanzen als den Weihnachtskaktus. Allerdings ist der richtige Standort ausschlaggebend dafür, dass er nicht nur eine immergrüne Kakteenart bleibt, sondern seine berühmte Weihnachtsblüte entfalten kann. Im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern der Kakteengewächse braucht er regelmäßig Wasser und verzeiht einen Standortwechsel nicht so schnell. Dass der Weihnachtskaktus kein echter Selbstläufer ist, zeigt sich aber an noch einer anderen Tatsache: In seiner ursprünglichen Heimat Brasilien gilt die Pflanze inzwischen als stark gefährdet und ist unmittelbar vom Aussterben bedroht.


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