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Anbau an bestehendes Haus: Was muss beachtet werden?

von Marc Hettenberger
Anbau an bestehendes Haus

Manchmal reicht der Platz im eigenen Haus einfach nicht mehr aus: Wünscht man sich beispielsweise einen weiteren Raum als Ess- oder Wohnzimmer, möchte das erwachsene Kind sich einen eigenen Bereich im Haus schaffen oder soll ein Wintergarten her, dann handelt es sich um einen Anbau zur Erweiterung des Eigenheims. Ganz egal, was auch immer Sie planen – in jedem Fall sollten Sie sich den Rat von Profis einholen. Denn genau wie bei einem Neubau müssen Sie auch beim Anbau an ein bestehendes Haus einiges berücksichtigen das betrifft sowohl die Baugenehmigung als auch nachbarschaftliche Aspekte.

Der Anbau an ein bestehendes Haus: Immer im Rahmen der Möglichkeiten

Wo ein Anbau gebaut werden und wie groß er maximal ausfallen darf, kann man leider nicht komplett selbst entscheiden. Dies regeln der in der Nachbarschaft geltende Bebauungsplan sowie die Landesbauordnung. Berücksichtigt werden müssen hier vor allem Abstände zu Nachbargrundstücken sowie Maximalhöhen für Fassaden und Firste. Manchmal genügt es auch, wenn der Anbau bei der zuständigen Behörde lediglich angezeigt wird. genaue Informationen erhält man bei der Landesbauordnung und natürlich auch bei der eigenen Gemeinde. Grundsätzlich sind die Planungsunterlagen relativ komplex und für Laien oft schwer verständlich.

Es gibt viele Vorschriften, die genau angeben, welche Abstände zu den Nachbarn und welche Bauhöhen eingehalten werden müssen. Eine Ausnahme ist nur dann durchsetzbar, wenn schriftlich das Einverständnis des Nachbarn vorliegt und der Bebauungsplan es erlaubt. Es ist daher in vielen Fällen sinnvoll, seine Nachbarn so früh wie möglich über sein Vorhaben zu informieren und mit in die Planungen einzubinden, um eventuellen Ärger zu vermeiden.

Feste Regeln zur Höhe eines Anbaus

Durch einen Anbau läss sich die Nutzfläche eines Hauses deutlich vergrößern, jedoch muss man sich in jedem Fall stets an das öffentliche Baurecht halten. Der örtliche Bebauungsplan schreibt genau vor, wie viele Stockwerke ein Haus in der Nachbartschaft haben darf – ist hier beispielsweise nur eine eingeschossige Bauweise erlaubt, darf die Grundfläche des zweiten Stockwerks maximal zwei Drittel jener des Erdgeschosses haben. Weil sich die Bauverordnungen stark voneinander unterscheiden und abhängig vom jeweiligen Bundesland sind, ist es für Bauherren wichtig, die Bauordnung zu beachten, wenn ein Anbau geplant ist. Dasselbe gilt auch für die minimale Höhe eines Ausbaus.

In Hessen, Niedersachsen und Bayern müssen sich Bauherren zum Beispiel an eine Mindesthöhe von 2,20 m in Aufenthaltsräumen halten – und das bei nicht weniger als 50 % der entsprechenden Grundfläche.

Anders sind die Regeln in Berlin, Sachsen und Brandenburg, wo eine Mindesthöhe von 2,30 m Vorschrift ist. Prinzipiell ist es immer wichtig, sich im Vorfeld darüber zu informieren, ob eine Baugenehmigung erforderlich ist – falls ja, sollte in keinem Fall mit den Maßnahmen begonnen werden, ehe die Genehmigung erteilt worden ist. Doch auch ohne Baugenehmigung kann sich das Projekt etwas komplizierter gestalten: Es müssen genügend Fluchtmöglichkeiten für sämtliche Aufenthaltsräume vorhanden sein. Wenn beispielsweise aus Kellerräumen künftig Wohnräume werden sollen, sind eine gute Abdichtung, eine ausreichende Belüftung und eine Heizung erforderlich.

Eine vorausschauende Planung ist bei einem Anbau an ein bestehendes Haus das Wichtigste

Da man nicht mal eben so einen Anbau plant, sondern es sich dabei für gewöhnlich um eine Investition geht, die eine sorgfältige Planung erfordert, sollte man sich als Bauherr alle Schritte genau überlegen. Insbesondere Familien haben häufig das Problem, dass der vorhandene Platz nicht mehr genug ist und ein Anbau geplant werden soll. Hier sollte allerdings vorausschauend überlegt werden, wie sich die Familie in den folgenden Jahren entwickeln wird und wie hoch der Raumbedarf nach 10 oder 20 Jahren sein wird. Auch gilt es zu klären, was damit geschieht, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Unter Umständen kann der Anbau ja so geplant werden, dass sich auf lange Sicht daraus eine abgrenzbare Wohneinheit schaffen lässt, die später sogar vermietet werden kann.

Wichtige Tipps zur praktischen Ausgestaltung

Sobald alle rechtlichen Fragen geklärt worden sind, kann es mit der eigentlichen Planung des Anbaus losgehen. Eine Verbreiterung oder verlängerung bzw. die Aufstockung erfordert eine sehr sorgfältige und exakte Planung, denn schließlich handelt es sich dabei um eine kostspielige Baumaßnahme, die über Jahrzehnte Bestand haben soll. So ist es oft unumgänglich, das gesamte Dach neu zu planen und dem Anbau anzupassen, wenn das Haus aufgestockt wird. Bei einer Verbreiterung oder Verlängerung des Gebäudes kann das aktuelle Dach natürlich beibehalten werden, hier erfolgt nur ein geringer Eingriff in den Dachstuhl.

anbau planen

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Trotzdem sollten tragende Wände in keinem Fall einfach so bearbeitet werden, da es hier um die Statik geht. Diese Aufgabe sollte nur von einem erfahrenen Statiker oder Architekten übernommen werden, der genau weiß, wo welche Wände verändert werden dürfen, ohne dass die Stabilität des Hauses darunter leidet. Deutlich leichter ist es dagegen, einen Erker oder Wintergarten anzubauen – auch dadurch lässt sich viel zusätzliche Wohnfläche hinzugewinnen, welche sich das ganze Jahr übernutzen lässt. Da hierfür in der Regel keinerlei Eingriff in das Hausdach erfolgt, gestaltet sich der bauliche Aufwand weniger umfangreich.

Wichtig ist natürlich, auf die geltenden Regelungen bezüglich der Wärmedämmung und der Schallisolierung zu achten. Auch eine Heizung ist erforderlich, wenn es sich um einen zusätzlichen Wohnbereich handeln soll. Ein solcher Anbau ist zudem behördlich genehmigungspflichtig.

Nachteil: Zusätzliche Fläche wird beansprucht

Im Gegensatz zu einer Aufstockung bietet ein Anbau, der das Haus verlängert oder verbreitert, immer den Nachteil, dass er zusätzliche Baufläche beansprucht. Häufig ist ein an das Haus angrenzender Anbau daher nicht realisierbar, weil das Grundstück dafür nicht breit genug ist oder nicht mehr genügend Abstand zum Nachbarn eingehalten werden kann. Dieser Aspekte sollte in der Planung berücksichtigt und mit einem Experten besprochen werden.

Worauf es bei der finanziellen Planung des Anbaus eines bestehenden Hauses ankommt

Selbstverständlich sind die Kosten für einen Einbau eines Wohnhauses keiner der wichtigsten Aspekte. Da es sich so oder so um eine Baumaßnahme mit immensen Kosten handeln wird, ist es für Bauherren besonders wichtig, sich erst einmal auf dem Markt nach guten Angeboten umzusehen. Es gibt viele Büros und Architekten, die unterschiedliche Preise anbieten – hier lassen sich schnell mehrere tausend Euros sparen! Allgemein lässt sich nur schwer pauschal angeben, ob eine Aufstockung oder ein Anbau des Hauses preiswerter sind. Hierbei kommt es immer auf das Projekt und dessen Umfang an. Eine genaue Kalkulation ist zudem erst dann möglich, wenn ein passender Anbieter gefunden worden ist und die Vorstellungen und Wünsche genau geklärt sind.

Hilfreich ist es in eigenem Interesse jedoch immer, sich im Vorfeld einen festen finanziellen Rahmen abzustecken, in dem man sich bewegt. So läuft man nicht Gefahr, sich beim Bau zu übernehmen. Vergessen wird nämlich auch häufig, dass bei einem Anbau Nebenkosten entstehen, die durchaus ins Gewicht fallen können.

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