„Wie aus dem Bilderbuch“ – das sagen viele Menschen, die das Elsass besucht haben. Die Landschaft im Nordosten Frankreichs ist gespickt mit Dörfern und Städten, die vor Kultur strotzen und mit gutem Wein und Bier die Sinne betören. Die historischen Altstädte von elsässischen Städten wie Straßburg und Colmar zählen zu den kulturreichsten und schönsten Gegenden in ganz Europa.
Eine weitere Eigenschaft, die dem Elsass nachgesagt wird, ist dass eine Reise dorthin wie eine Reise in die Vergangenheit sei. Hierfür sind hauptsächlich die vielen, gut erhaltenen Fachwerkhäuser verantwortlich. Der Bau einiger Elsässer Fachwerkhäuser reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Sie sind in einigen Orten wie Eguisheim oder Kaysersberg besonders kunstvoll geschmückt, ausgestaltet und werden bis heute behutsam Instand gehalten.
Fachwerkhäuser im Elsass: Das Besondere am Fachwerkbau
Ohne eine kleine Einführung in den Fachwerkbau ist der besondere Charme dieser europäischen Bauweise vielleicht nicht sofort ersichtlich. In Europa gehörte der Fachwerkbau von der frühen Antike bis in das 19. Jahrhundert hinein zu den dominanten Bauweisen. Im Hochbau wurden bei dieser Art des Holzfachwerks ein sogenannter vertikaler Skelettbau aus Bauhölzern angelegt. Horizontale Stabilität wurde durch den Einsatz von Querstreben gewährleistet, die ebenfalls aus Bauholz bestanden. Die dadurch entstandenen Zwischenräume wurden Gefache genannt. Diese Gefache sind mit verputztem Holzgeflecht oder einfachem Mauerwerk ausgefüllt worden.
Die Bauhölzer selbst wurden so miteinander verbunden, dass dabei kein Metall oder Kunststoff zum Einsatz kam. Heute findet man diese sogenannte zimmermannsmäßige Art der Holzverbindung nur noch bei der Restaurierung historischer Gebäude. Damit unterscheidet sich der Fachwerkbau grundsätzlich von heutzutage üblichen gewerblichen Bauverfahren. Es war häufig üblich, Fachwerkhäuser mit verschiedenen Formen von Verzierungen oder kunstvollem Schmuck auszustatten. Das verleiht Fachwerkhäusern heutzutage ihr märchenhaftes Aussehen. Je nach Land und Region variierte die künstlerische Ausgestaltung.
Da es durchaus auch vorkommen konnte, dass spezifische Kreationen und Eigenarten des jeweiligen Baumeisters ein Fachwerkhaus auszeichneten, gibt es in vielen Orten einzigartig gestaltete Fachwerkhäuser zu bewundern.
Das Elsass als Touristenregion
Im Elsass sind die Fachwerkhäuser besonders schön. Aber auch darüber hinaus ist das Elsass eine kulturell blühende Region. Entlang der sogenannten Elsässer Weinstraße, die bis Colmar führt, finden sich mehrere Weinbaugebiete. Am Fuße der dortigen Weinberge hat sich eine ausgeprägte Gastronomie-Kultur entwickelt. Die Restaurants und Höfe im Elsass sind weltweit für ausgezeichnetes Essen, hervorragenden Wein und französische Spezialitäten bekannt. Besonders das Bierbrauen wird dort groß geschrieben. Die Hälfte der gesamten Bierproduktion in Frankfreich findet im Elsass statt. Das kulturelle Ambiente und die malerischen Aussichten locken jedes Jahr tausende von Touristen in die idyllische Gegend. Die ganze Region lebt zu einem großen Teil davon.
Deshalb hat sich im Elsass auch eine ausgeprägte Gastfreundschaftlichkeit entwickelt. Straßburg gilt als die Hauptstadt des Gebiets. Zum einen ist es die kulturelle Hochburg des Elsass. Mit ihren zahlreichen Museen und Kunsthäusern bietet die Stadt einige Sehenswürdigkeiten. Darüber hinaus ist Straßburg nicht nur die Hauptstadt des Elsass, sondern vielmehr die Hauptstadt Europas, wie jeder Straßburger zu berichten weiß. Hier haben nämlich einige der wichtigsten europäischen Institutionen ihren Sitz. Unter anderem kommen in Straßburg der Europarat, das Europäische Parlament, und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte zusammen.
Fachwerkhäuser im Elsass: Architektonisch eine Meisterleistung
Ja, im Elsass gibt es mit die schönsten Fachwerkhäuser in ganz Europa. Aber auch aus architektonischer Perspektive sind sie überaus interessant. Allgemein vorherrschend findet sich im Elsass eine umgangssprachlich als alemannisches Fachwerk bezeichnete Bauweise. Von Historikern wird sie eher als oberdeutsches Fachwerk bezeichnet. Charakterisch für das oberdeutsche Fachwerk ist aber so oder so der Bau von Wohnstuben mit Fenstererkern, die ganz oben am Gebäude auffällig leicht hervorragen. Das hat seine Gründe in der spezifischen Geschichte des Elsass, das immer mal wieder unter der Herrschaft deutscher Kaiser gestanden hatte.
Vom schönsten bis zum ältesten Fachwerkhaus: Das Elsass erkunden
Colmar, Straßburg, Eguisheim und Riquewihr stechen als besonders empfehlenswerte Reiseziele für Liebhaber von Fachwerkhäusern oder historisch Kulturinteressierte hervor. Jeder der vier Orte hat seinen ganz eigenen Charme und jeweils spezifische Fachwerkhäuser. Von den höchsten Fackwerkhäusern des Elsass bis zu den schönsten Uferhäusern ist alles dabei.
Colmar, das kleine Venedig
In Colmar an der Lauch sind die Fachwerkhäuser besonders gut erhalten. Eng aneinandergereiht bieten sie in der Innenstadt von Colmar ein besonders farbenfrohes und märchenhaftes Bild. Auch im Viertel Krutenau, oder auch Klein-Venedig genannt, finden sich Fachwerkhäuserreihen. Hier sind sie etwas schlichter, aber dafür direkt am Ufer der Lauch gelegen.
Hoher Hochbau in Straßburg
Die größten Fachwerkhäuser des Elsass gibt es in der gut erhaltenen historischen Altstadt von Straßburg zu sehen. Diese gehört mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe. Am Münsterplatz ragen dort die Fachwerkhäuser bis zu fünf Stockwerke hoch in die Luft. Dazu kommen sehr steile Dächer, mit noch einmal bis zu vier Dachgeschossen.
Das schönste Dorf im Elsass
Eguisheim dagegen ist wohl der schönste Ort des Elsass. In Frankreich gibt es für die schönsten Dörfer des Landes eine Auszeichnung. Eguisheim gehört dazu. Der kleine Ortskern wird bestimmt von so bunt verzierten und traumhaft gestaltete Fachwerkhäusern, dass es einem vorkommt, als sei man direkt in ein Märchenbuch gesprungen. Die idyllische Ortschaft Kaysersberg, unweit von Colmar, ist fast genauso schön anzusehen.
Vergangenheit in Riquewihr erleben
Kein Märchenbild aber ein historisch akkurates Stadtbild kann wiederum in Riquewihr bewundert werden. Auch dieser Ort im Elsass gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Der Stadtkern ist in Riquewihr vollständig erhalten. Wer Riquewihr einen Besuch abstattet, bekommt eine Vorstellung davon, wie es gewesen sein muss, im 16. Jahrhundert auf dem Markplatz eines frühneuzeitlichen, französischen Ortes gestanden zu haben. Einige Fachwerkhäuser in Riquewihr sind sogar noch um einiges älter. Mancher Bau reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück.
Weitere schöne Fachwerkbauten
Auch in vielen weiteren Orten des Elsass wie Chatenois, Munster und Bouxwiller stehen die elsässischen Fachwerkhäuser. Die gesamte Region lohnt einen Besuch. Als besonderer Geheimtipp empfiehlt sich aber der Besuch der Kleinstadt Barr. Viele Touristen übersehen den Ort bei ihren Reiseplänen, sodass es dort sehr ruhig und urtümlich ist. Die Gassen ohne Massen von Touristen entlangzuschlendern, ist besonders schön. Egal an welchen Ort des Elsass es Sie verschlagen mag, die Fachwerkhäuser stechen als besonderes architektonisches Merkmal stets ins Auge. Das Hochgebiet der Fachwerkkunst ist schon deshalb immer eine Reise wert.
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