Home Renovieren & Heimwerken Fliesen im Badezimmer: Welche Alternativen gibt es?

Fliesen im Badezimmer: Welche Alternativen gibt es?

von Marc Hettenberger

In einem vorangegangenen Artikel haben wir erklärt, wie Fliesen richtig verfugt werden. Aber was würde passieren, wenn man komplett auf Fugen verzichtet? Dann kann man als Heimwerker keine Fliesen verwenden. Doch es gibt alternative Materialien, die einen Raum komplett ohne Fugen auskommen lassen.

Nicht jedes Material eignet sich für jeden Raum

Tapeten existieren zwar als abwaschbare Variante, aber dürfen auch in dieser Form nicht im direkten Spritzbereich verwendet werden. Der große Vorteil liegt in den vielseitigen Dekoren und Varianten. Hier ist auf jeden Fall für jeden Geschmack etwas dabei. Und wenn nicht, können individuelle Fototapeten erstellt werden. (Vergleich und Bilder von Tapeten im Bad – houzz.de. Zugriff: 10.06.2022)

Je nach verwendeter Holzart kann das Naturmaterial auch im Bad verwendet werden, darf allerdings nicht ständig der Nässe ausgesetzt sein. Eignet sich somit nicht für den unmittelbaren Duschbereich. Ein mit Holz verlegter Boden erzeugt ein angenehm warmes Raumklima und unterstützt die Schalldämmung positiv. Das Naturmaterial erfordert allerdings Pflege.

PVC ist genauso berühmt, wie berüchtigt. Paneele aus PVC lassen sich sehr einfach selbst verlegen und je nach Muster sogar fast fugenlos gestalten. Allerdings muss man beim Verwenden sehr genau auf die Zusammensetzung und Qualität achten, denn zur Herstellung von Polyvinylchlorid, so die Langform von PVC, wird Chlor verwendet. Und dies ist giftig. Zudem können Dioxine entstehen, die an die Luft abgegeben werden. (Vergleich: Verbraucherzentrale.de: Welche Kunststoffe sind besonders problematisch? Zugriff: 07.06.2022) Ein Boden aus PVC ist im Bad ebenfalls möglich. Allerdings sollte vor dem Verlegen der Untergrund ausgeglichen werden, denn jedes Absenken kann zu Rissen, Falten oder Knicken im Belag führen. Dadurch dringt wiederrum Wasser ein.

Der Name Vinyl ist bereits enthalten, denn PVC und Vinyl werden synonym verwendet. Gern mit dem Zusatz „Designboden“, da durch die Herstellungsart fast jede Farbe und Muster die Paneele schmücken kann. Prägetechniken können sogar ein haptisches Erlebnis erzeugen.

Linoleum wird gern synonym verwendet, besteht allerdings aus natürlichen Stoffen, wie Jute, Holz- und Korkmehl, Leinöl oder Pinienharz. Durch die einzelne Materialschicht ist der Werkstoff im Design begrenzt. (Vergleich: Alles was Sie sonst noch über Linoleum wissen sollten. Zugriff: 08.06.2022)

Kork gilt als warmer Werkstoff und kann mittels passender Versiegelung auch den Boden im Bad verschönern. Jedoch muss ein Kantenschutz montiert werden, damit kein Wasser eindringt.

Mikrozemente und andere Putze können mittels aufgebrachten Siegels ebenfalls vor Wasser schützen. Besonders Mikrozement kann hierbei eine komplett wasserdichte Oberfläche erzeugen und kommt dabei tatsächlich ohne Fugen aus. Da das Material flüssig auf gespachtelt wird, entstehen keine sichtbaren Fugen. (Vergleich: Mikrozement-Verarbeitung in 7 Schritten. Zugriff: 09.06.2022)

Putze unterscheiden sich nach Ihrer Zusammensetzung. So existieren Kunstharzputze und Mineral- sowie Gipsputze. Erstere kommen insbesondere im Außenbereich zum Einsatz. Der größte Vorteil liegt in seiner Elastizität, denn durch den Kunststoff als Dispersion passt er sich Verformungen besonders gut an und ist flexibel einsetzbar. Mineralische Putze dagegen können Feuchtigkeit aufnehmen und schadlos abgeben.

Der marokkanische Kalkputz Tadelakt wird zur Verarbeitung verdichtet, wodurch sich eine hohe Festigkeit und Wasserbeständigkeit ergibt. (Siehe: Wikipedia – Kalkpresstechnik. Zugriff: 09.06.2022) Dadurch kann dieser Werkstoff, ähnlich wie versiegelte Mikrozemente, im Nassbereich verwendet werden.

Mit dem Verlegen von (Natur)Stein kommt man dem Fliesenbild bereits sehr nah. Komplett fugenlos wird das Erscheinungsbild selten, aber ein „Marmorbad“ wirkt durch die unruhige Struktur des Naturmaterials sehr homogen. Und beim Verlegen großer Schieferfliesen ist ein Fugenbild durchaus erwünscht.

Paneele fungiert als Gattungsbegriff für furnierte Platten. Diese können im Anschluss als Wand- und Deckenverkleidungen genutzt werden. Je nach Beschichtung und etwaiger Verzahnung können diese Verkleidungen in Feuchträumen fast fugenlos montiert werden.

Der Vorteil einer fugenlosen Gestaltung

  • Das Raumvolumen erhöht sich optisch. Dies kann zwar auch mit großflächigen Fliesen gelingen, aber durch die größeren Fugen wird das Gefühl etwas gedämpft.
  • Fugen ziehen Dreck an: Zum einen ist das Fugenmaterial häufig rauer als die umgebende Fliese. Zum anderen bleiben beim Reinigen Schmutzreste eher haften.
  • Fugen verändern sich: Das Material kann sich unerwünscht verfärben.
  • Fugen ziehen Feuchtigkeit an: Dadurch kann das Material rissig werden und aufplatzen, was wiederrum zur Schimmelbildung führen kann.
  • Fugen bieten eine potenzielle Schwachstelle in dem Wasser eindringen kann.

Dies liest sich als Auflistung selbstverständlich sehr negativ. Aber da wir von Vorteilen einer fugenlosen Gestaltung schreiben bzw. die Nachteile von Fugen beschreiben, ist dieser Eindruck verständlich.

Eine echte Fliesenalternative?

Die wenigsten Badezimmer kommen ohne Fliesen aus. Fliesen sind universell einsetzbar und können auf dem Boden oder der Wand angebracht werden. Diese Flexibilität erreichen maximal Putze, wodurch sie am ehesten als Alternative zur Fliese gehandelt werden können.

Teilweiße deckenhoch gefliest

Ist eine deckenhohe Verarbeitung sinnvoll?

Die meisten Bäder werden zu 2/3 gefliest und die restlichen Wandbereiche gestrichen oder tapeziert. Das ein Bad bis unter die Decke gefliest ist, sieht man heutzutage selten. Alternative Materialien ermöglichen eine neue Art der Gestaltung. Wenn man sich für Putze entscheidet, kann die komplette Wand damit behandelt werden. Ebenso werden Dekopaneele häufig in kompletter Raumhöhe montiert.

Was ist bei der Badsanierung zu beachten?

Grundsätzlich sind zwei Dinge bei einer Sanierung wichtig:

  • Die Arbeiten sollten sorgsam und fachgerecht ausgeführt werden, denn ansonsten kann Wasser in die Oberfläche eintreten und diese beschädigen.
  • Der Untergrund muss passend vorbereitet werden.

Viele alternative Materialien lassen sich mittels Grundierung direkt auf die alten Fliesen aufkleben, oder spachteln. Dadurch verringert sich der potenzielle Aufwand drastisch.

Das Fazit zur Fliesenalternative

Viele Alternativen buhlen um die Gunst der Käufer, Architekten und Hand- sowie Heimwerker. Man muss sich trauen, den Blick schweifen zu lassen und ein alternatives Material begutachten. Dann wird der allgemeine Raum, zum persönlichen Raum!

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