Formen, Farben und Formate spielen in der Architektur eine entscheidende Rolle. Sie bilden die Basis der formalen Gestaltung und lassen sich als Grundelemente bezeichnen. Architekten bedienen sich der Grundelemente der formalen Gestaltung wenn sie ein Gebäude entwerfen, einen Raum gestalten oder ein extravagantes Objekt erschaffen.
Das Besondere bei diesen Grundelementen ist, dass sie und ihr Zusammenspiel untereinander von jedem Betrachter anders wahrgenommen werden. Langweilig wird Architektur daher nie und sie bietet immer einen Spielraum für einen angeregten Austausch über die Wirkung auf unterschiedliche Betrachter.
Grundelemente der formalen Gestaltung in der Architektur: Gemeinsamkeiten zur Kunst
Egal ob wir ein Gemälde betrachten, uns eine Skulptur ansehen oder vor einem modernen Gebäude stehen – es sind die verschiedenen Grundelemente der formalen Gestaltung, die das Objekt ausmachen und für seine Wirkung auf uns sorgen. In der Malerei spielt vor allem Farbe als Grundelement eine zentrale Rolle. In der Bildhauerei sind Formate das prägende Grundelement. Die Architektur vereint beide Aspekte der Gestaltung und nutzt sie auf vielfältige Weise. Hinzu kommen in der Architektur noch die Elemente Licht und Raum und die Komposition der einzelnen Gestaltungselemente. Erst ihr Zusammenspiel sorgt für einen vollumfänglichen Eindruck.
Form als Grundelement in der Architektur
Ein wichtiges Grundelement der formalen Gestaltung in der Architektur ist die Formwahl. Mit Form sind in diesem Kontext die Struktur eines Gebäudes, seine Gesamtheit und das Zusammenspiel diverser Faktoren gemeint. Ebenso sind der Grundriss und der Standpunkt der Betrachtung maßgeblich für die formale Gestaltung und ihre Wirkung. Freie Hand bei der Formwahl haben Architekten jedoch meistens nicht. Räumliche Gegebenheiten, ökonomische und ökologische Ansprüche des Bauherren und die Nutzungsart des Gebäudes wirken sich massiv auf die in Frage kommenden Formen aus.
Formgestaltung auf Basis von Funktionalität
Bei der Formwahl sind Architekten in der Regel stark an den Verwendungszweck eines Gebäudes gebunden und haben je nach Nutzung eine begrenzte Auswahl. Für Wohnhäuser – egal ob Einfamilienhaus, Reihenhaus oder Mehrfamilienhaus – kommen vor allem geradlinige Formen in Frage. Hierbei muss eine hohe Funktionalität gewährleistet sein und häufig spielen die Baukosten eine entscheidende Rolle. Ähnlich verhält es sich mit Gebäuden, die eine industrielle oder gewerbliche Nutzung haben werden. Hierbei spielen häufig auch die Bauzeit, die Baukosten und der Aufwand zur Erhaltung des Gebäudes eine gewichtige Rolle bei der Formwahl.
Deutlich mehr Möglichkeiten der Formgestaltung stehen einem Architekten offen, wenn ein Gebäude zu Repräsentationszwecken geplant und gebaut werden soll. Solche Objekte sollen häufig modern, extravagant oder andersartig auffallend sein. Unkonventionelle Grundrisse, besondere Dachkonstruktionen und auffällige Fassadengestaltungen lassen sich bei der formalen Gestaltung in solchen Fällen gezielt einsetzen. Nicht selten entstehen in diesem Zusammenhang architektonische Meisterwerke, die durchaus als Kunstobjekt zu bewerten sind.

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Materialien als Formgeber
Neben dem Verwendungszweck prägen auch verwendete Materialien die Form eines Gebäudes. Stein, Beton, Glas, Holz und Metall sind nur eine kleine Auswahl der beim Bau verwendbaren Materialien. Sie haben einen hohen Symbolwert. So können dicke Mauern aus Stein oder Beton beispielsweise Sicherheit ausdrücken, während Glasfronten für Transparenz und Kühle stehen. Zusätzlich wirkt sich auch die Oberflächenstruktur auf die Wirkung eines Gebäudes auf den Betrachter aus. Holz als Baumaterial lässt sich durch Bearbeitungsverfahren beispielsweise glatt und glänzend, rau und natürlich gestalten.
Bei gemauerten oder geklinkerten Fassaden kommt den Fugen eine wichtige Bedeutung als Formgeber zu, denn sie erzeugen automatisch ein Muster, welches sich über die gesamte Fassade des Gebäudes verteilt. Dieses Muster wird wiederum von Fenstern, Türen, Balkonen und Vorsprüngen unterbrochen.
Farbe als Grundelement in der Architektur
Welche Bedeutung und Aussagekraft Farbe für einen Betrachter hat, das zeigt sich besonders deutlich in der Malerei. Ohne Farbe wäre ein Kunstwerk undenkbar. Farben transportieren Emotionen, haben einen hohen Symbolwert und sind immer als Gesamtkonzept zu betrachten. Jede Farbe wirkt erst durch die sie umgebenden Farben oder Abstufungen in vollem Maße auf einen Betrachter. Gleichzeitig spiegeln sich in der Wahl von Farben die aktuellen modischen oder künstlerischen Trends und Strömungen. Architekten nutzen Farbe daher sowohl für die Gestaltung von Fassaden als auch für die Gestaltung von Innenräumen eines Gebäudes.
Je nach Einsatzort spielen bei der Farbwahl unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Innenräume in Behörden, Bürogebäuden oder Firmenzentralen sollen nicht selten eine beruhigende Wirkung auf den Betrachter haben.
Die Symbolik von Farben
Vielen Farben aus dem großzügigen Farbspektrum wird eine eigene Symbolik zugeordnet. Der Betrachter unterscheidet beispielsweise zwischen warmen Farben wie Rot oder Orange und kalten Farben wie Blau oder Grün. Ebenso lassen sich Pastellfarben wie Beige oder Rosa von Signalfarben wie Neongelb oder Rot unterscheiden. Der Einsatz von Farben ist in der Architektur beispielsweise durch die Auswahl von unbehandelten Materialien und die Gestaltung der Fassade möglich. Holz bringt unbehandelt eine natürliche Färbung mit, kann jedoch durch Lasuren und Anstriche farblich verändert werden. Bei einer verputzten Fassade sind der farblichen Gestaltung beinahe keine Grenzen gesetzt.

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Die Komposition in der Architektur
Mit dem Begriff Komposition ist in der Architektur das Ordnungsprinzip gemeint. Darunter fallen die Auswahl, die Anordnung und die Abstimmung verschiedener Elemente. Erst ihr Zusammenspielt wirkt auf den Betrachter und kann im besten Fall als stimmig oder harmonisch wahrgenommen werden. Ein anderes Grundprinzip ist jedoch die Unstimmigkeit, welcher sich Architekten ebenfalls gerne bedienen.
Die verschiedenen Kompositionsprinzipien
Bei den Kompositionsprinzipien können Architekten sehr unterschiedliche Aspekte aufgreifen und für ihr eigenes Werk nutzen. Dazu gehören neben der Gliederung und Symmetrie auch die Reihung, Stufung, der Rhythmus und Kontraste. Hierbei steht vor allem das Zusammenspiel aller Details im Fokus. Im Bereich der Gliederung sind die waagerechte und senkrechte Gliederung zu unterscheiden. Dabei werden sowohl die Gliederung der Fassade als auch die Gliederung des Baukörpers berücksichtigt.
Eine waagerechte Gliederung lässt sich in der Architektur durch Friese, Gesimse, die Reihung von Fenstern und den Einsatz verschiedener Materialien erzielen. Eine senkrechte Gliederung wird hingegen vor allem durch Vorsprünge und Vorlagen umgesetzt.
Das Kompositionsprinzip der Symmetrie wird durch die Spiegelsymmetrie, Rotationssymmetrie und Punktsymmetrie erreicht. Darüber hinaus kann in der Architektur gezielt asymmetrisch gearbeitet werden, was vor allem bei modernen Bauten mit extravaganter Optik häufig der Fall ist. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass ein Mangel an Symmetrie durch das Vorhandensein anderer Kompositionsprinzipien ausgeglichen werden sollte, um ein harmonisches und stimmiges Gesamtbild zu erzeugen. Wird auf klassische Kompositionsprinzipien vollständig verzichtet, entsteht beim Betrachter häufig ein Eindruck von Willkür, Unstimmigkeit und Unordnung.
Grundelemente der formalen Gestaltung in der Architektur: Fazit
Werden in der Architektur die Möglichkeiten der formalen Gestaltung in großem Maße genutzt, entstehen Bauwerke mit künstlerischem Wert, die gleichzeitig jedoch den hohen Ansprüchen an Funktionalität und Ökonomie gerecht werden. Für Betrachter bieten die grundlegeneden Elemente und vielen Details dann die Basis für einen Austausch untereinander über die Wirkung des Gebäudes auf seine Betrachter.
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