Nur das selbst gebaute Lärminstrument verdient die Bezeichnung Teufelsgeige. Es gibt sie schon seit Jahrhunderten, denn es braucht nur wenig, um sie herzustellen. Sie wird nicht umsonst auch Bettelgeige genannt. Alles, was es zum Bau einer Teufelsgeige braucht, lässt sich auf dem Sperrmüll oder auf dem Flohmarkt finden. Es sind ausgediente Gebrauchsgegenstände, die zu einem lärmenden Rhythmusinstrument zusammengestellt werden. Das Bauen ist eher ein Basteln. Es braucht eher Fantasie als umfassende handwerkliche Kenntnisse.
Eine Teufelsgeige bauen ist Ausdruck lärmender Fantasie
Eine schlichte Teufelsgeige besteht aus einem Holzstab, einigen Blechgegenständen und wenigstens einer Saite. Wobei es sich bei der Saite um die einer Gitarre, einer Harfe oder von einem Klavier handeln kann. Ebenso eignet sich aber auch Spanndraht, wie er auch für den Zaunbau benutzt wird. Hauptsache, es lässt sich zupfen und streichen. Je ungewöhnlicher die an dem Holzstab angebrachten Gegenstände sind, desto lustiger sieht die Teufelsgeige aus. Darum geht es beim Bau und dem anschließenden Spielen des Instruments: Es soll Spaß machen, gute Laune verbreiten und richtig Lärm machen. Wer Wert auf Tradition legt, hat mit der Teufelsgeige ein Instrument bei der Hand, das ursprünglich dazu gebraucht wurde, den Teufel und mit ihm die schlechten Zeiten zu vertreiben.
Böse Geister vertreiben und gute Geister wecken
Wichtig ist der Teufelskopf am Stabende. Der sollte nicht fehlen, schließlich geht es darum, mit der Teufelsgeige einen Höllenlärm zu erzeugen, um beispielweise beim Fasching die bösen Geister zu erschrecken und zu vertreiben. Die Teufelsgeige bringt den Menschen den Rhythmus, damit sie sich den Teufel aus dem Leib tanzen und sich seiner dadurch entledigen können. Den Teufelskopf gibt es als Handpuppe beim Kasperletheater. Es gibt sie im Spielzeugladen oder manchmal auch auf dem Flohmarkt.

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Das Musizieren mit einer Teufelsgeige
Das „Rückgrat“ der Teufelsgeige bildet ein stabiler Holzstab. Häufig handelt es sich dabei um einen Besenstil oder einen dickeren Ast. Beides lässt sich gut in die Hand nehmen und hat kein großes Gewicht. Für den Bau des Instruments sind Vierkanthölzer allerdings einfacher zu handhaben. Es gibt Teufelsgeigen beispielweise auch aus alten Holzskiern. Wenn später mit dem Instrument „musiziert“ werden soll, ist ein leichteres Gewicht aber nicht zu unterschätzen. Wichtig ist, dass der Stab keine Bruchstellen aufweist, denn er ist später großen Belastungen ausgesetzt. Musiziert wird mit einer Teufelsgeige, indem mit ihr immer wieder auf den Boden aufgestampft, an ihr gezupft und sie mit einem Schlägel oder Holzstab bearbeitet wird. Mit Muskelkater ist also zu rechnen, jedenfalls bei untrainierten Musikanten.
Die Bauanleitung
Der Holzstab sollte den zukünftigen Teufelsgeiger nicht überragen. An dem Stab werden die verschiedensten Schlaginstrumente angebracht. Entweder echte Instrumente wie beispielsweise Schellen, Becken und Rasseln oder alte Haushaltsgegenstände, die als Schlaginstrumente dienen können. Das können alte Schüsseln, Topfdeckel oder Tassen aus Blech sein. Es muss richtig Krach machen, wenn sie aneinanderschlagen oder auf ihnen herumgeklopft wird. Ein Tamburin oder eine große Blechdose dienen als Klangkörper.
Es gibt keine Vorgaben, welche Art von Schlag- und Rhythmusgeräten an dem Holzstab angebracht werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Je lustiger und lauter, desto effektvoller die Wirkung der Teufelsgeige. Ein Teufelsgeiger ist stolz auf sein Instrument und den Eindruck, den er damit schindet. Die Kunst ist es, fantasievollen Lärm und klangvollen Rhythmus zu erzeugen. Dabei darf es rasseln, klingeln, scheppern, klappern, klirren, tröten, bimmeln und knattern. Es gibt keine zwei gleichen Teufelsgeigen. Es sind alles Unikate und wer einmal eine gebaut hat, kann sie beliebig verändern, ergänzen oder verschönern.
Teufelsgeige bauen: Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Die Teufelsgeige wird mit einer Hand festgehalten und über einen längeren Zeitraum immer wieder auf den Boden aufgestampft. Deswegen sollte der Holzstab angenehm in der Hand liegen. Der Griff-Bereich muss geglättet oder mit einem Seil umwickelt werden, damit sich die Hand nicht am Holz verletzt oder Blasen bekommt.
- Bevor der Holzstab zu einer Teufelsgeige gestaltet wird, kann er bemalt werden. Je bunter, desto schöner. Dafür eignet sich Holzlack.
- Wenn der Stab vorbereitet ist, werden als Erstes die Querteile angebracht. Als Querhölzer eignen sich beispielsweise Kleiderbügel oder alte Kochlöffel. Ein Verschrauben ist die beste Anbringungsart, um der späteren Belastung beim Musizieren standzuhalten.
- Das untere Ende des Stabs sollte in einem Gummifuß stecken. Das kann ein Softball oder ein aufgeschnittener Tennisball sein. Möglich sind auch mehrere übereinander gezogene Socken oder Handschuhe. Eine witzige Alternative ist ein alter Turn- oder Wanderschuh. Zum einen wird dadurch der Boden vor größerem Schaden geschützt. Zum anderen ist die dadurch ermöglichte Abfederung angenehmer für die Handhabung.
- Die Teufelsgeige benötigt einen Klangkörper. Dafür eignet sich beispielsweise eine große Blechdose. Sie muss an den Holzstab angebracht werden. Vorher aber werden an zwei gegenüberliegenden Seiten drei Löcher gebohrt, durch die später die Lärmsaiten geführt werden.
- Die Saiten können alte Gitarrensaiten sein. Sehr gut eignet sich allerdings Spanndraht in verschiedenen Stärken. Echte Saiten sind weniger robust und reißen beim derben Spielen der Teufelsgeige recht schnell. Die Drähte werden durch die Löcher geführt, strammgezogen und unten und oben an den Querhölzern befestigt.
- Statt einer Blechdose kann auch ein altes Tamburin als Klangkörper unten am Stab befestigt und die Drähte darüber hinweggeführt werden. Auf das Tamburin wird ein Holzsteg gelegt, über den die Drähte gelegt werden. Beim Zupfen knallen die Drähte auf das Tamburin und erzeugen ordentlichen Lärm.
- Als Geigenbogen wird ein dünner Holzstock verwendet. Es können Einkerbungen vorgenommen werden, damit die Drähte beim Darüberstreichen zusätzlich gezupft werden.
- An den Querhölzern oberhalb des Klangkörpers werden Rasseln, Glöckchen, Schellen oder andere Gegenstände angebracht, die Lärm machen.
- Zum Schluss kann die Teufelsgeige mit Teufelskopf versehen und mit Bändern bunt und lustig verziert werden.
- Der Bau der Teufelsgeige ist eigentlich nie beendet, denn sie kann fortlaufend mit immer neuen, lärmigen Gegenständen ausgestattet werden. Sie kann dadurch nicht nur akustisch und in der Handhabung kontinuierlich verbessert werden, sondern auch optisch. Je fantasievoller die Ausstattung, desto größer die Aufmerksamkeit des Publikums.
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