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Einkornbeton: Vorteile und Einsatzgebiete im Überblick

von Marc Hettenberger

Beton ist einer der gängigsten Baustoffe und kommt in vielerlei Bereichen des Hoch- und Tiefbaus zum Einsatz. Dabei handelt es sich um einen Baustoff, der aus Wasser, Zement als Bindemittel und in der Regel Kies als Zuschlagstoff gemischt und dann mal eher flüssig, mal eher erdfeucht verarbeitet wird. Ausgehärtet wird Beton sozusagen steinhart, weshalb man ab und an die Bezeichnung Kunststein für das Endprodukt findet. Um Bauteilen aus Beton zusätzliche Stabilität zu geben, werden Baustahlmatten und Geflechte aus Baustahlstäben als Armierung in die Schalung eingebaut, bevor diese dann mit dem Beton aufgefüllt wird.

Beton ist heutzutage ein durchaus vielfältiger Baustoff, denn über bestimmte bauchemische Beigaben kann unter anderem das abbinden, sprich das Aushärten, beschleunigt oder verlangsamt werden. Bauchemie kann dem Beton weitere Eigenschaften hinzufügen. Selbst das Einfärben ist möglich, falls beispielsweise ein Bauteil aus Sichtbeton erstellt wird, dass aber eben nicht „betongrau“ aussehen soll. Andere beigemischte Stoffe können die Zug- und Druckfestigkeit erhöhen. Neben dem normalen Beton gibt es spezielle Betonarten, beispielsweise Schwefelbeton, Faserbeton oder Kunstharzbeton. Für die verschiedensten Anwendungsgebiete gibt es den passenden Beton. Ein solcher spezieller Beton ist Einkornbeton.

Was ist Einkornbeton?

Bei normalem Beton kommt Kies als wesentlicher und „Masse-gebender“ Zuschlagstoff ins Gemisch. Kies ist eine Mischung unterschiedlichster Körnungen von Sand – Körnung von unter 4 Millimetern – über kleine Steine bis zu dickeren Kieselsteinen von maximal 32 Millimetern. Gröbere Steine werden ausgesiebt. Der Fachmann spricht hier von einer „Sieblinie“ von 0 bis 32 Millimetern. Durch diese unterschiedlichen Körnungen entsteht beim Anmischen des Betons ein homogener und dichter Baustoff mit wenig bis gar keinen Hohlräumen. Die feinere und feinste Körnung im Gemisch füllt die Zwischenräume zwischen den gröberen Körnungen aus.

Im Prinzip ist der Begriff Einkornbeton jetzt schon fast selbsterklärend, denn bei dieser Betonmischung kommt beim Zuschlagstoff nur eine bestimmte Korngruppe beispielsweise der Sieblinie 8 bis 16 oder 16 bis 32 oder sogar nur einzige Korngröße zum Einsatz.

beton gießen

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Auch Mörtel funktioniert durch gleichmäßige Körnung

Den zum Mauern verwendeten Mörtel könnte man im Prinzip schon als Einkornbeton bezeichnen, denn Mörtel wird aus Zement oder Kalk als Bindemittel, Wasser und dann eben nur reinem Sand mit gleichmäßiger Körnung – Sieblinie bis maximal 4 Millimeter – als Zuschlagstoff angemischt. Daraus ergibt sich die feine und gleichmäßig „breiige“ Konsistenz, die sich nicht nur gut mit einer Maurerkelle verarbeiten lässt, sondern zwischen den einzelnen Steinen einer Mauer formschlüssige und sehr gleichmäßig feine Fugen garantiert. So entsteht ein gleichmäßiges Mauerwerk mit einem auch optisch homogenen Fugenbild.

Und wo nicht quadratische oder rechteckige Ziegelsteine, sondern Natursteine vermauert werden, füllt der Mörtel die Fugen und Lücken sehr gut aus, was wieder ein formschlüssiges Mauerwerk garantiert. Doch der Einkornbeton unterscheidet sich natürlich vom Mörtel, denn es kommt eine möglichst gleichbleibende gröbere Körnung ohne oder mit nur geringem Sandanteil zum Einsatz. Aber warum? Wozu braucht man Einkornbeton?

Einkornbeton: Das „haufwerksporige Betongefüge“

In Fachkreisen spricht man bei Einkornbeton von einem „haufwerksporigen Betongefüge“. Das bedeutet, dass im Beton sozusagen Poren oder eben kleine Hohlräume entstehen. Wo bei Normalbeton die Zwischenräume zwischen gröberen Körnern, den Kieselsteinen, eben mit einem Wasser-Zement-Sandgemisch aufgefüllt werden, geschieht das bei einem Einkornbeton nicht. Die einheitlich groben Körner werden mit der Zement-Wasser-Mischung überzogen, kleben aneinander, wodurch eben über eine Schalung oder eine Gussform das gewünschte Bauteil entsteht. Aber die Hohlräume – Haufwerksporen genannt – zwischen den Körnern bleiben eben leer.

Statt einem porenfreien Normalbeton erhält man beim Einkornbeton dadurch einen offenporigen oder auf Fachsprache eben „haufwerksporigen“ Beton. Und wozu braucht man den?

Bauelemente aus Einkornbeton

Ein bekanntes Einsatzgebiet sind Hohlblocksteine, aus denen Mauern errichtet werden. Im Prinzip ist ein Hohlblockstein ein „Formstück“ aus Einkornbeton. Betrachtet man einen solchen Stein, sieht man, dass er aus per Zementleim zusammengeklebter und recht gleichgroßer Körnung besteht. Und man sieht, dass zwischen diesen verklebten Körnern eben Hohlräume vorhanden sind. Das hat zwei Vorteile. Zum einen ist so ein Hohlblockstein dann leichter, als es der gleiche Stein aus Massivbeton wäre. Sprich, der Stein kann von einem Arbeiter gehandhabt und verbaut werden.

nasser einkornbeton

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Wärmedämmung durch Hohlräume im Baustoff

Der zweite, wesentliche Vorteil aber ist, dass durch die Hohlräume, die luftgefüllten Poren des Hohlblocksteines, eine Wärmedämmung entsteht. Der Hohlblockstein hat eine schlechtere Wärmeleitfähigkeit als „dichter“ Normalbeton. Er lässt weniger Wärme durch das Bauteil hindurch. In einem Haus bleibt die Wärme eines geheizten Raumes damit deutlich länger „drinnen“, denn der Hohlblockstein aus Einkornbeton hat einen guten Dämmwert und die daraus gemauerte Wand damit eben auch.

Einkornbeton zur Entwässerung

Aber es gibt weitere Anwendungsbereiche für Einkornbeton. Hier wäre vor allem die Anwendung als „Dränbeton“ oder „Drainagebeton“ zu nennen. Bei Dränbeton ist die Körnung so grob, dass sich die verwendeten Steine oder Steinchen nur punktuell berühren und an diesen Punkten über den Zementleim aneinanderhaften. So entstehen in dem Betonbauteil miteinander verbundene Hohlräume, durch die Wasser hindurch und damit abfließen kann. Damit kommt Dränbeton vor allem beim Straßenbau zum Einsatz. Bei Regen kann das Wasser durch den Dränbeton hindurch in den wasserdurchlässigen Unterbau der Straße abfließen und staut sich damit nicht auf der Fahrbahn.

Die Gefahr für Aquaplaning und damit für Unfälle wird deutlich reduziert. So kann mit Einkornbeton als Drainagebeton die Flächenversiegelung beim Straßenbau verringert werden. Und das Wasser muss nicht, wie bei einer „dicht geteerten“ Straße über entsprechende Rinnen und Abläufe abgeführt und gebündelt abgeleitet werden.

Verkehrslärm wird verringert

Doch der im Straßenbau verwendete Dränbeton hat einen weiteren Vorteil. Die Hohlräume wirken geräuschdämmend. Die aus dem Einkornbeton gebaute Straße ist damit in Sachen Verkehrslärm leiser. Eine Sonderform des Dränbetons ist der Filterbeton, bei dem ein Einkornbeton mit einer genau definierten Korngröße zum Einsatz kommt, um beispielsweise nur Wasser aber eben keine gröberen Partikel durchzulassen. Das findet unter anderem bei Hofflächen oder Parkplätzen Anwendung. Wasser fließt ab, der „Dreck“ bleibt liegen und kann dann einfach abgekehrt werden. Auch hier ist die „saubere Entwässerung“ von Flächen das Ziel. Immer mehr Kommunen schreiben in Baugebieten beispielsweise vor, das Oberflächenwasser versickern muss und nicht mehr in die Kanalisation abgeleitet werden darf.

straßenbau

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Die entwässernde Wirkung des Einkornbetons kommt zudem bei Bauteilen zum Einsatz, die vor Frostschäden geschützt werden sollen. Wo Normalbeton, an dem länger oder dauerhaft Wasser ansteht, sich durchfeuchtet und das Wasser speichert, können Frostschäden entstehen. Wenn Wasser gefriert, dehnt es sich aus und auf Dauer wird ein Bauteil dadurch sozusagen aufgebläht und beschädigt. Es kann quasi platzen. Bei Einkornbeton wird das Wasser nicht gespeichert, sondern abgeleitet. Frostschäden werden vermieden. Auch das wird beim Straßenbau oder beim Pflastern von Flächen mit Dränbeton-Steinen genutzt.

Unterbau für Pflasterflächen

Einkornbeton kann als Unterbau für Pflastersteine genutzt werden. Wer eine Hofeinfahrt oder eine Terrasse pflastert und dafür ein normales Schotter-, Sand- oder Feinkiestbett als Unterbau benutzt und die Pflastersteine dann nicht verfugt, damit Wasser ablaufen kann, hat nach ein paar Jahren meist ein Problem. Unkraut bahnt sich durch die Fugen den Weg nach oben oder wächst durch „eingeflogene“ Samen in den Fugen. Und manchmal freuen sich Ameisen über den „losen“ Unterbau des Pflasters und bauen ihre Nester darin. Dadurch kann ein Hohlraum entstehen und das Pflaster absacken.

Beides kann vermieden werden, wenn statt der losen und grob verdichteten Schüttung eine Schicht Einkornbeton als Unterbau genutzt wird. Ameisen und Unkraut haben dann keine Chance und das Wasser kann durch die Fugen zwischen den Pflastersteinen und den offenporigen Beton dennoch abfließen.

Woher bekommt man Einkornbeton?

Einkornbeton ist kein Zauberbaustoff nur für Spezialisten. Er ist für den Laien und Häuslebauer zu bekommen und einfach zu verarbeiten. Wer viel Einkornbeton braucht, bestellt diesen einfach beim nächsten Transportbeton-Mischwerk und gibt dabei die gewünschte Korngröße oder Korngrößengruppe an. Dann wird die Fuhre mit dem Betonmisch-Lastwagen zur Baustelle geliefert und kann dort händisch verteilt oder per Betonpumpe ausgebracht werden. Kleinere Mengen hält der Baustoffhandel als fertig gemischte Sackware bereit.

einkornbeton kaufen

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Der Inhalt des Sackes muss dann nur mit einer vorgegebenen Menge Wasser beispielsweise mit einem Rührquirl an einer Bohrmaschine angerührt werden und schon ist der Einkornbeton einsatzbereit. Das ist für kleine Mengen die bequemste Methode und auch das Mischungsverhältnis aller Komponenten stimmt. Wer mehrere Säcke anmischen will, besorgt sich eine handelsübliche Betonmaschine, die man heute meist mieten kann. Wer ein entsprechendes „Rezept“ hat, kann Zement kaufen, sich von einem Kieswerk die gewünschte sortenreine Körnung liefern lassen und seinen Einkornbeton komplett selbst anmischen.

Unser Fazit

Meist wird Einkornbeton auf Baustellen eher „erdfeucht“ als flüssig verarbeitet. Daher beim Selbstanmischen zunächst mit einer eher geringen Menge Wasser anfangen und dann mehr Wasser dazu geben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Schüttet man zu viel Wasser an die Mischung und wird diese dadurch zu flüssig, kann man das kaum mehr rückgängig machen.


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